COOMET, die Vereinigung osteuropäischer Metrologieinstitute, wird 30 – neuer Vizepräsident ist Frank Lienesch aus der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt
Das 30-jährige Jubiläum von COOMET (Euro-Asian Cooperation of National Metrology Institutions) erinnert neben den Umwälzungen durch den Zerfall der Sowjetunion auch an die deutsche Wiedervereinigung und die Integration der metrologischen Abteilungen des Amtes für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung (ASMW) der DDR in die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB). Die PTB ist vom ersten Jahr an COOMET-Mitglied. Sie engagierte sich im Laufe der Jahre als Bindeglied zwischen COOMET und EURAMET, der Vereinigung der Metrologieinistitute der EU und der EFTA-Staaten, und stellt seit Jahren einen der vier COOMET-Vizepräsidenten. Während der Sitzung der Generalversammlung (des COOMET-Committee) am 15. Juni wurde Dr. Frank Lienesch, Leiter der PTB-Abteilung Gesetzliche und internationale Metrologie, zum neuen COOMET-Vizepräsidenten gewählt.
Die Gründung von COOMET markiert einen metrologischen Neubeginn nach dem Zerfall der Sowjetunion. Sie fand zeitgleich mit der Auflösung der Sektion Metrologie des Rats für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGB) statt. Basis für die Gründung war ein Memorandum of Understanding (MoU), das am 12. Juni 1991 von Vertretern der Metrologieinstitutionen von Bulgarien, Polen, Rumänien, der UdSSR (die noch bis zum 21. Dezember 1991 so hieß) und der Tschechoslowakei unterzeichnet wurde. Das Gründungsdokument bahnte COOMET auch den zukünftigen Weg als regionale Metrologieorganisation im Rahmen des CIPM MRA (des Mutual Recognition Arrangement des Internationalen Komitees für Maß und Gewicht CIPM, in dem die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit der Metrologieinstitute definiert sind). Die PTB trat noch im selben Jahr, nämlich am 13. November 1991, COOMET bei. Sie hatte nach der deutschen Wiedervereinigung die metrologischen Abteilungen des Amtes für Standardisierung, Messwesen und Warenprüfung (ASMW) der DDR übernommen. Damit fiel der PTB von Anfang an eine besondere Rolle als Bindeglied zwischen den beiden metrologischen Organisationen in Ost und West, COOMET und EURAMET (das zunächst noch EUROMET hieß) zu.
Heute hat COOMET 15 Vollmitglieder und 6 assoziierte Mitglieder, darunter auch die Türkei und China. Die PTB ist bei der fachlichen Arbeit der technischen Ausschüsse von COOMET, durch Vergleichsmessungen, die Kalibrierung von nationalen Normalen der COOMET-Mitgliedsstaaten sowie Peer Reviews involviert und leitete über viele Jahre den technischen Ausschuss für Qualität. Sie ist Partnerin der COOMET-Mitglieder sowohl für höchsten wissenschaftlichen Anspruch als auch für die Heranführung an das internationale System der Metrologie.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die PTB die Aktivitäten und weitere Entwicklung von COOMET. Ein Fokus liegt dabei auf der Beteiligung der Länder Zentralasiens, des Südkaukasus, Moldau und der Ukraine. Durch die Beteiligung an COOMET erfüllt die PTB ihren Satzungsauftrag zur internationalen Vereinheitlichung des Messwesens und die von Anfang an bestehende Idee des Bindeglieds zu EURAMET. Zudem führt sie im Auftrag des BMZ technische Zusammenarbeit mit COOMET-Mitgliedsstaaten durch, die Partnerländer des BMZ sind. Seit 2004 führt die PTB außerdem EU-Twinning-Projekte zum Thema Metrologie mit den COOMET-Mitgliedsstaaten Aserbaidschan, Georgien, Litauen und Moldau durch.
Seit dem Jahr 2000 hat die PTB kontinuierlich einen der vier COOMET-Vizepräsidenten gestellt: 2000–2008 Dr. Hans-Dieter Velfe, 2008–2015 Prof. Dr. Klaus-Dieter Sommer, 2015–2020 Dr. Peter Ulbig. Dr. Peter Ulbig hat die Vizepräsidentschaft mit seinem Ausscheiden aus der PTB zum 31. Dezember 2020 beendet. Sein Nachfolger als Leiter der Abteilung 9 Gesetzliche und Internationale Metrologie Dr. Frank Lienesch ist nun auch sein Nachfolger als COOMET-Vizepräsident. Er wird das Amt voraussichtlich bis zum Jahr 2024 innehaben.
Dr.-Ing. Frank Lienesch studierte Elektrotechnik in Braunschweig und Valencia und arbeitet seit 1994 bei der PTB. Von 2003–2016 leitete er die Arbeitsgruppe Explosionsgeschützte Antriebssysteme und von 2016–2021 den Fachbereich Explosionsgeschützte Sensorik und Messtechnik sowie die Konformitätsbewertungsstelle Sektor 1. Seit 2021 ist er Leiter der Abteilung 9 Gesetzliche und internationale Metrologie. Er hat viel Erfahrung bei der Normungsarbeit, war jahrelang (2005–2016) mit einem Teil seiner Arbeitszeit zum Bundesministerium für Wirtschaft und Energie abgeordnet, um Fragen rund um die ATEX-Richtlinie zu betreuen, und hat seit 2005 Lehraufträge an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel und an der Technischen Universität Braunschweig.
Während der virtuellen Jubiläumsveranstaltung hielt der frühere PTB-Vizepräsident Dr. Manfred Kochsiek, der 1991 den Beitritt zu COOMET unterzeichnete und die 30-jährige Zusammenarbeit der PTB mit COOMET wie kaum ein anderer verkörpert, ein Grußwort.
Ansprechpartner
Moritz Ackermann, Sachgebiet 9.113 COOMET, EU-Twinning, Telefon: (0531) 592-8219, moritz.ackermann@ptb.de
Fotos © COOMET, PTB