Im November 2017 haben wir die 50-jährige Zusammenarbeit mit dem nationalen Metrologieinstitut Argentiniens gefeiert. 50 Jahre Kooperation – das ist auch für uns eine große Leistung. Die Entwicklung, die das INTI in dieser Zeit durchgemacht hat, ist beachtlich: Von seinem Beginn als Partner in einem der ersten großen Projekte der Technischen Zusammenarbeit in Lateinamerika bis hin zum aktuellen Status als anerkanntes NMI. Die Zusammenarbeit mit dieser argentinischen Partnerorganisation ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie die kontinuierliche Zusammenarbeit einen Partner von den ersten Stadien der Entwicklung zu einer souveränen Eigenständigkeit begleiten kann. Und es zeigt, wie die beständige Arbeit an einer Qualitätsinfrastruktur gelingen und allen politischen Entwicklungen widerstehen kann.
Schon 1957 wurde das INTI als Nationales Institut für Industrielle Technologie gegründet. Die Gründung fällt in die Anfangszeit des Peronismus, der politischen und gesellschaftlichen Bewegung, die Argentinien bis in die jüngere Vergangenheit geprägt hat. Zwischen 1962 und 1963 begannen Regierungsverhandlungen zwischen Deutschland und Argentinien über eine Technische Zusammenarbeit, die 1967 erfolgreich in einem Abkommen zwischen PTB und INTI zum Aufbau metrologischer Laboratorien mündete. Damit erfuhr das INTI die Technische Entwicklungszusammenarbeit der ersten Stunde. Den nächsten Meilenstein erreichte das INTI in den 70ern: Das INTI wurde Nationales Metrologieinstitut. Im gleichen Zug initiierte der erste Direktor des INTI, Dr. Rafael Steinberg, die Gründung der Regionalorganisation SIM – el Sistema Interamericano de Metrología.
Trotz der zwischen 1976 und 1983 herrschenden Militärdiktatur kam die Zusammenarbeit dank der unermüdlichen Arbeit der Beteiligten nicht zum Erliegen, denn selbst in dieser politisch herausfordernden Zeit war ein Stipendiat in der PTB zu Gast. Insgesamt wurden in drei Jahrzehnten 36 Langzeit-Stipendiaten wissenschaftlich-technisch ausgebildet und promovierten in Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig in PTB-Laboratorien. Mit diesen Ausbildungen konnten sie den Grundstein für die Professionalisierung des Messwesens in Argentiniens Laboratorien, Universitäten und Fachgremien legen. Die Nachhaltigkeit dieser Wirkungen wird nicht zuletzt dadurch belegt, dass viele dieser Fachkräfte noch bis heute und in hohem Alter als Multiplikatoren der Wissenschaft des Messens wirken. Im Besonderen zeigt sich das in einer weiteren nennenswerten Wirkung: einer der ersten Langzeit-Stipendiaten wurde der Gründervater der Metrologie und des heutigen NMI in Panama. Die drei Wissenschaftler, die ihre Doktorarbeit an der PTB geschrieben haben, repräsentieren drei Generationen der Kooperation. Dr. Joaquin Valdés ist der ehemalige und Dr. Hector Laíz der aktuelle Direktor des INTI. Der dritte, Dr. Ricardo Iuzzolino pflegt – so wie viele andere Mitarbeiterinnen des INTI – fortlaufend die persönliche und wissenschaftliche Partnerschaft der beiden Institute.
Konstante Erfolge, wie CMC Einträge¹, Wissenschaftliche Kooperationen, die EMPIR-Teilnahme², die aktuelle SIM-Präsidentschaft von Dr. Hector Laíz und die Mitgliedschaft bei CIPM³ verdeutlichen unter anderem die hohe Stellung des INTI als anerkanntes NMI. Und schließlich wird in dem MoU zwischen PTB und INTI, das seit 2011 besteht, eine beispielhafte Zusammenarbeit deutlich und bringt auf persönliche und institutionelle Weise zum Ausdruck, was wir unter nachhaltiger Entwicklung verstehen.
¹ Calibration and Measurement Capabilities (CMCs) die beim Bureau International des Poids et Mesures (BIPM) eingetragen werden
² European Metrology Innovation Research Programme
³ Comité international des poids et mesures