Nach fast acht Jahren wurde im Januar 2024 die Kooperation im Bereich der Stärkung der Qualitätsinfrastruktur (QI) für Photovoltaik (PV) in Tunesien erfolgreich abgeschlossen, das in zwei Modulen, von Januar 2016 bis Dezember 2019 sowie von August 2020 bis Januar dieses Jahres, lief.
Zu Beginn des Projekts gab es in Tunesien zwar erste Erfahrungen mit der neuen PV-Technologie, doch der Markt dafür war noch nicht sehr weit entwickelt. Zudem genossen PV-Anlagen wegen geringer Qualität und Leistung einen mangelhaften Ruf. Es bestand die große Gefahr, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher das Vertrauen in diese Zukunftstechnologie verlieren würden.
Das Technische Zentrum für mechanische und elektrische Industrie – CETIME (Centre Technique des Industries Mécaniques et Electriques) sowie das Technische Zentrum für Keramik- und Glasbaustoffe – CTMCCV (Centre Technique des Matériaux de Construction de la Céramique et du Verre) hatten 2016 mit dem Aufbau von PV-Laboren begonnen. Beide PV-Labore waren damals jedoch nur unzureichend ausgestattet und verfügten über wenig technisches Wissen im PV-Bereich.
Die QI-Institutionen waren überdies nicht ausreichend vernetzt, um ihre Aufgaben in einem QI-System zu erfüllen. Um ein leistungsfähiges QI-System aufzubauen, stärkte das Vorhaben zum einen qualitätssichernde Dienstleistungen der QI-Einrichtungen, also des CTMCCV, des CETIME sowie des Tunesischen Normungsinstituts INNORPI (Institut National de la Normalisation et de la Propriété Industrielle), der Tunesischen Gesellschaft für Elektrizität und Gas STEG (Société Tunisienne de l’Èlectricité et du Gaz) und der nationalen Agentur für Energieregulierung ANME (Agence Nationale pour la Maîtrise de l’Energie). Zum anderen entwickelten die Partnerinstitutionen ihre Kooperations- und Koordinationsprozesse untereinander sowie mit relevanten PV-Akteuren weiter.
Zwei Labore, ein Herzstück
Die Einrichtung der beiden PV-Labore war das Herzstück des Projekts:
Basierend auf einer Bestandsaufnahme von Ausrüstung und Kompetenzen beider Labore wurde deutlich, dass das CETIME über technische Ausstattung für interne Tests (u. a. Klimakammern) verfügte, während das CTMCCV sich auf externe Klima- und Belastungstests von Solarmodulen konzentrierte. Der Vorteil dieser unterschiedlichen Ausrichtung wurde genutzt, um zueinander komplementäre PV-Tests (In- und Outdoor) aufzubauen. So konnten Testreihen mit einer größeren Bandbreite für den sich entwickelnden lokalen PV-Markt angeboten werden. Die Zusammenarbeit der beiden Labore zu fördern, war zunächst mit Herausforderungen verbunden, doch ein umfangreicher Praxistest zeigte die Potentiale einer gelungenen Kooperation auf.
Daneben haben Sensibilisierungsmaßnahmen, organisiert durch das PTB-Projekt, das Bewusstsein für die Bedeutung von QI im PV-Sektor bei einer Vielzahl von staatlichen Institutionen und Privatunternehmen gestärkt. Marketingstrategien, wie etwa Werbesendungen und Teilnahmen an Messen, halfen dabei, die neuen QI-Dienstleistungen für den Solarmarkt bekannt und sichtbar zu machen.
Heute gibt es zwei professionelle PV-Labore mit komplementären Dienstleistungen. Die Labore CETIME und CTMCCV verfügen über insgesamt 17 Tests für Solarmodule. Darüber hinaus sind sie in der Lage, die Kapazität der Labore zu erweitern, da sich der Solarmarkt und die Nachfrage nach Testdienstleistungen weiterhin schnell entwickeln.
Perspektiven für eine weiterhin starke QI
Die QI im Bereich PV leistet einen wichtigen Beitrag zur tunesischen Energiepolitik, die in der Tunesischen Industrie- und Innovationsstrategie 2035 festgelegt wurde, um den Energiewandel zu beschleunigen.
Zum Abschluss des Projekts wurde im November 2023 mit den QI-Institutionen und den Akteuren des PV-Sektors ein Aktionsplan erarbeitet, der in Eigeninitiative von den tunesischen QI-Institutionen und Akteuren des PV-Sektors umgesetzt wird. Durch die Umsetzung des Aktionsplans kann die bestehende QI Tunesiens in Zukunft weiter gestärkt, ausgebaut und nachhaltig verankert werden.
Zudem nehmen die beiden tunesischen PV-Labore und ausgewählte QI-Institutionen aktuell aktiv am globalen Austausch (QI4PV) von PV-Vorhaben aus PTB-Partnerländern teil, wie etwa mit der Verbesserung der qualitätssichernden Dienstleistungen für den Solarsektor in Indien, der Stärkung der QI für den PV-Sektor in Indonesien sowie in Marokko oder dem Ausbau qualitätssichernder Dienstleistungen für nachhaltige Energie in Vietnam.
Die PTB beendet zwar ihre Unterstützung im Bereich PV in Tunesien, da sich die dazugehörige QI nach acht Jahren inzwischen positiv entwickelt hat. Mit dem im Februar 2024 gestarteten Folgevorhaben im Bereich grüner Wasserstoff, setzt sie ihre Arbeit zum Thema QI und Erneuerbare Energien in Tunesien dennoch fort.
Titelbild © Franziska Schindler