Sie kamen aus Angola und Bosnien, aus Kanada und Vietnam – 170 Messexperten aus 70 Nationen trafen sich auf Einladung der Physikalisch Technischen Bundesanstalt vom 9. bis 12. Oktober in Hamburg zur jährlichen Tagung der Internationalen Organisation für das gesetzliche Messwesen (OIML). Ihr Ziel war es, über weitere Schritte zur Harmonisierung von Anforderungen und Prüfvorschriften für eine Reihe wichtiger Messgerätearten zu beraten, neue Projekte auf den Weg zu bringen und die Zusammenarbeit mit internationalen Partnerorganisationen, wie BIPM, IEC, ILAC, IAF und ISO, zu stärken. Was im ersten Moment bürokratisch klingt, ist tatsächlich für das tägliche Leben unverzichtbar: Eine funktionsfähige Qualitätsinfrastruktur mit verlässlicher Messtechnik bietet die Voraussetzung für einen freien, fairen und sicheren Handel, ein zuverlässiges Gesundheitswesen, den Schutz der Umwelt oder den Ausbau erneuerbarer Energien.
Zur diesjährigen Tagung eingeladen hatte Hon.‐Prof. Dr. Roman Schwartz, Präsident des Internationalen Komitees für gesetzliches Messwesen (CIML) und Vizepräsident der Physikalisch‐Technischen Bundesanstalt. „Hamburg war der ideale Ort für dieses Treffen.“ erklärt Schwartz. „Mit einem Besuch des Hamburger Eichamtes, mit anschaulicher Vorführung der Eichung von Taximetern, Zapfsäulen, Abgasmessgeräten und Lagertanks für Mineralöl im Hamburger Hafen und beim Flugzeughersteller Airbus konnten die Teilnehmer über die eigentliche Tagung hinaus auch einen lebendigen Eindruck von der wirtschaftlichen Bedeutung und dem Nutzen des Mess‐ und Eichwesens in Deutschland gewinnen.“
Die OIML fördert auch Staaten, deren metrologische Infrastruktur sich noch im Aufbau befindet, um diese in das weltweite Netzwerk des gesetzlichen Messwesens einzubinden. Vor allem diese CEEMS-Staaten (Countries and Economies with Emerging Metrology Systems) waren Zielgruppe unseres Seminars zum Thema „Qualitätsinfrastruktur“, das PTB und Weltbank‐Gruppe gemeinsam am 8. Oktober für die Teilnehmer der OIML‐Tagung ausgerichtet haben. Am Seminar “Ensuring Quality to Access Markets: A Reform Toolkit” haben 88 Teilnehmer aus 48 Ländern und 17 Teilnehmer separater Institutionen teilgenommen.
Während dieses Workshops wurde unser neues Quality Infrastructure (QI) Reform Toolkit vorgestellt, mit dem sich anhand von Fragenbögen sowohl die Qualität der messtechnischen Infrastruktur eines Landes einschätzen, als auch weitere notwendige Entwicklungsschritte erarbeiten lassen. Der lebhafte praktische Test des Toolkit hat gezeigt, dass es die Feuertaufe mit Bravour bestanden hat! Andy Henson, Director of the International Liaison and Communication Department des BIPM, war ziemlich beeindruckt vom Konzept und der Funktionalität des QI-Toolkits: “This is exactly what we needed!“
Das Quality Infrastructure Reform Toolkit ist ein Gemeinschaftsprodukt der Weltbank-Gruppe und der PTB. Ziel des Toolkits ist es, in den Partnerländern Leitlinien für die Diagnose, das Design, die Implementierung und die Messung von QI-Reformen zur Verfügung zu stellen. In der deutschen Strategie „Aid for Trade“ bezeichnen wir die Qualitätsinfrastruktur als eine der wichtigsten Säulen, die den Entwicklungsländern dabei helfen, die Vorteile eines freien, fairen und sicheren Handels zu nutzen. Die Publikations- und Diagnosereihe wird Praktikern der Entwicklungszusammenarbeit und Regierungen helfen, das QI-System in einem bestimmten Land ganzheitlich zu analysieren und zu bewerten. Darüber hinaus bietet es einen Überblick über bewährte internationale gute Praktiken, Empfehlungen zu QI-Reformen sowie eine kohärente Unterstützung dieser Reformen und die notwendige Entwicklung von Kapazitäten. Es ist ein Angebot an unsere Partnerländer, unsere Zusammenarbeit in diesem wichtigen Bereich fortzusetzen und zu intensivieren.
Die Partnerschaft zwischen der PTB und der Weltbankgruppe besteht seit 2016. Die Entwicklung des Toolkits wird im ersten Quartal 2019 mit dem Launch des dazugehörigen Manuals abgeschlossen.
Weitere Informationen zum QI Toolkit:
Susanne Wendt, Projektkoordinatorin, Physikalisch-Technische Bundesanstalt, E-Mail: susanne.wendt@ptb.de