Als PTB arbeiten wir seit 60 Jahren im Auftrag der Bundesregierung mit Entwicklungs- und Schwellenländern zusammen, um eine nachhaltige wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung zu fördern. Wir sind also eine der vier staatlichen Durchführungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ).
In der EZ unterscheiden wir zwischen zwei Projekttypen. Bei Regierungsverhandlungen zwischen dem Geber- und Empfängerland wird eine bilaterale Zusammenarbeit vereinbart. Die PTB kooperiert mit überstaatlichen Zusammenschlüssen und Organisationen, wie der African Union bei regionalen oder überregionalen Projekten. Die Betonung liegt bei beiden Projekttypen auf der Stärkung und Entwicklung der Metrologie und einer effektiven Qualitätsinfrastruktur. Wir arbeiten nach den international anerkannten ‚good practices‘ und nutzen durch neue Formate und Medien die Chancen der Digitalisierung.
Die Abteilung 9 Gesetzliche und internationale Metrologie leistet eine wichtige Arbeit im Bereich des gesetzlichen und industriellen Messwesens. Ihr Tätigkeitsbereich umfasst nicht nur die Zusammenarbeit mit den deutschen Eichbehörden, sondern auch die Koordination der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Qualitätsinfrastruktur und ist die erste Anlaufstelle für die Bundesregierung.
Dank der engagierten Arbeit der PTB-Abteilung 9 wird dafür gesorgt, dass in Deutschland und darüber hinaus hohe Standards in Bezug auf Messungen und Kalibrierungen eingehalten werden. Durch die Zusammenarbeit mit akkreditierten Kalibrierlaboratorien wird sichergestellt, dass die Messungen präzise, zuverlässig und rückführbar sind.
Es ist beeindruckend, wie viel Arbeit und Koordination in diesen Prozessen stecken. Die Arbeit dieser Abteilung trägt dazu bei, dass Produkte und Dienstleistungen den höchsten Anforderungen entsprechen.
Die Gruppe 9.3 Internationale Zusammenarbeit ist ein Teil dieser Abteilung und fördert den Auf- und Ausbau einer hochwertigen Qualitätsinfrastruktur in Entwicklungs- und Schwellenländern. Unser partnerschaftlicher, systemischer und bedarfsgerechter Projektansatz trägt zur Harmonisierung des internationalen Messwesens bei und fördert eine nachhaltige Entwicklung. Die Partnerländer der Entwicklungszusammenarbeit haben so die Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen und technischen Fähigkeiten zu stärken und ihre nationalen Standards und Normen an internationale Standards anzupassen.
Aus dem großen Reigen der Projekte und Ereignisse im Zusammenhang mit 60 Jahren Technischer Zusammenarbeit seien hier stellvertretend für viele, die auch erwähnenswert wären, zwei Themen herausgegriffen.
Mit einigen der heutigen Unterzeichnerstaaten der Meterkonvention gab es eine langjährige Projektzusammenarbeit, die noch weit nach dem Ende der eigentlichen Laufzeit der Vorhaben positiv nachwirkt. Als Beispiel sei hier Kenia genannt.
Die Kooperation zwischen der PTB und dem Kenya Bureau of Standards (KEBS) in Nairobi war von 1979 bis 1991 ein erfolgreiches bilaterales Projekt zur Entwicklung eines Zentrums für Metrologie und Qualitätssicherung.
Die Assoziierung von Kenia im September 2002 und die Mitgliedschaft ab Januar 2010 in der Meterkonvention unterstreichen die Wirkung dieser Zusammenarbeit.
Obwohl es heute kein gemeinsames bilaterales Projekt mit Kenia gibt, besteht weiterhin eine enge Verbundenheit durch die regionalen Vorhaben des Afrika-Referats der PTB mit dem KEBS.
Als Gründungsmitglied der Meterkonvention hat Argentinien eine lange Tradition in der Metrologie.
Die Verbindung vom Instituto Nacional de Tecnología Industrial, kurz INTI, in Buenos Aires und der PTB wird besonders in der Person von Dr. Héctor Laiz sichtbar. Dr. Laiz ist Physiker auf dem Gebiet der Elektrizität und erwarb 1988 sein Diplom in Buenos Aires. In den 1990er Jahren war er Gastwissenschaftler in der Abteilung 2 der PTB und erlangte dort 1999 seine Promotion unter der Leitung von Dr. Manfred Klonz. Der Titel seiner Dissertationsschrift lautet: „Low frequency behaviour of thin film multijunction thermal converters” (Niederfrequenzverhalten von Dünnschicht-Vielfachthermokonvertern). Dr. Laiz ist Direktor für Metrologie, Qualität und Umwelt beim INTI und war bis 2009 Präsident des Interamerikanischen Metrologiesystems (Sistema Interamericano de Metrologia, SIM). Heute ist er auch Mitglied des Internationalen Ausschusses für Maße und Gewichte (CIPM). Er trägt damit entscheidend zur globalen Zusammenarbeit im Bereich der Metrologie bei. Héctor Laiz ist also vom Laborwissenschaftler zu einem Manager der Metrologie geworden. Wir sind sehr dankbar für die langjährige freundschaftliche Verbundenheit mit ihm.
Der Rückblick auf die vergangenen 60 Jahre erfüllt uns mit Stolz, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Partnerländer geleistet zu haben. Es ist dieser Rückblick, der uns zuversichtlich stimmt, dass wir auch künftig dazu beitragen werden, die Qualitätsinfrastruktur in Entwicklungs- und Schwellenländern zu stärken, so dass unsere Welt ein wenig besser wird und wir näher zusammenrücken.
Titelbild © PTB/Fotografie
Die fotografierte Medaille stammt aus dem Jahr 1840. Sie wurde zur Erinnerung an die Einführung des metrischen Systems in Frankreich geprägt. Die abgebildete Figur mit den Flügeln ist ein Genius; Genius im Sinne von Schutzgeist. Der Sinnspruch À tous les peuples, à tous les temps | Für alle Länder, für alle Zeiten ist auf der nicht sichtbaren Seite eingeprägt. Dieser Sinnspruch steht nicht zuletzt im Hintergrund aller durchgeführten Projekte.