Vom 28. März – 1. April 2022 fand mit großem Zuspruch ein weiterer virtueller Workshop zum Thema Qualitätsinfrastruktur und Kreislaufwirtschaft statt. Wie bereits beim ersten virtuellen CABUREK-Workshop im Oktober 2021 gab es auch diesmal eine starke Beteiligung und einen regen Erfahrungsaustausch. Rund 90 Teilnehmende aus über 20 Ländern Lateinamerikas und der Karibik trugen mit ihren Erfahrungen, Ideen und ihrem Engagement dazu bei, dass wir auf ein erfolgreiches Event zurückblicken können.
CABUREK steht für Capacity Building Using Regional Experience and Knowledge und ist ein Instrument, das von der Organisation Amerikanischer Staaten, vom Interamerikanischen Metrologiesystem (auf Spanisch Sistema Interamericano de Metrología, kurz SIM) und der PTB entwickelt wurde. Bei der Anwendung von CABUREK erarbeiten nationale QI-Institutionen Konzepte für eigene Projektideen und werden bei der Umsetzung von einem technischen Komitee begleitet. Ein CABUREK-Prozess dauert in der Regel zwei Jahre. Dabei wird in regelmäßigen Treffen der regionale Austausch zwischen den Teilnehmerländern gefördert, um Lernerfahrungen und Fortschritte untereinander zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Während bei den bisherigen Anwendungen von CABUREK ausschließlich Metrologieinstitute beteiligt waren, richtet sich das neue PTB-Regionalvorhaben zur Förderung der Kreislaufwirtschaft durch QI bei der aktuellen CABUREK-Anwendung erstmals auch explizit an Organisationen aus den Bereichen Normung und Akkreditierung. Der Paradigmenwechsel von linearen Wirtschaftsmodellen hin zu einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft erfordert ein Umdenken und bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich. Die QI trägt zu dieser Transformation durch unterstützende Dienstleistungen seitens der Normung, Akkreditierung, Metrologie und Konformitätsbewertung bei. Beispiele hierfür sind Nachhaltigkeitsstandards und Umweltmanagementsysteme, die Unternehmen eine Orientierung für nachhaltiges Wirtschaften und die Beurteilung ihrer Umweltwirkungen geben. Metrologische Dienstleistungen tragen hingegen dazu bei, Produktionsprozesse und den Ressourceneinsatz zu optimieren und Umweltwirkungen verlässlich zu messen.
Bereits im Oktober 2021 fand im Regionalvorhaben ein ebenfalls virtueller Kick-off Workshop statt. Damals erhielten die neu gebildeten Länderteams, in denen in den meisten Fällen alle nationalen QI-Institutionen vertreten sind, detaillierte Informationen zur CABUREK-Methode und Anregungen für die Identifikation und Formulierung nationaler Projektskizzen. Bevor es nun zum zweiten Aufeinandertreffen aller Länderteams kam, waren alle aufgefordert, eine Bedarfsanalyse in den Schwerpunktsektoren Plastik, Baustoffe oder agrarische Lebensmittel durchzuführen. Dementsprechend begann der zweite CABUREK-Workshop damit, dass alle Länderteams ihren Kollegen und Kolleginnen aus der Region die Ergebnisse ihrer Bedarfsermittlung präsentierten. Manche Länder, zum Beispiel Costa Rica, Trinidad und Tobago, El Salvador und Ecuador, berichteten von äußerst erfolgreichen Sensibilisierungsmaßnahmen, bei denen sie die QI vorstellten und Anknüpfungspunkte für die Kreislaufwirtschaft aufzeigten. Bei der Ausarbeitung nationaler Projektskizzen wurden die Länderteams von Mitgliedern des CABUREK Technical Committee, so genannten Coaches, unterstützt. Gemeinsam mit den Coaches skizzierten manche Länderteams systematisch die Akteurslandschaft für die Kreislaufwirtschaft, um perspektivisch QI-Dienstleistungen bedarfsgerecht entwickeln und anpassen zu können.
Der weitere Workshop bestand aus einer Mischung von inhaltlichen und methodischen Inputs sowie aus Gruppenarbeitsphasen. Sonia Valdivia präsentierte die Erfahrungen des World Resources Forum (WRF) mit Sekundärmaterialien und gab einen Überblick über die Arbeit der ISO im Bereich Kreislaufwirtschaft. Weitere Inputs von CABUREK-Coaches umfassten methodische Aspekte zur konzeptionellen Gestaltung und Indikatorentwicklung der nationalen Projekte sowie eine Vertiefung der Zusammenhänge zwischen QI und Kreislaufwirtschaft. Ganz im Sinne der CABUREK-Methode hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen und die Inputs in Kleingruppen länder- und sektorübergreifend zu diskutieren. Die rege Beteiligung im Zuge einer Open-Space-Session fand besonders hohen Anklang und macht deutlich, dass es im Bereich QI und Kreislaufwirtschaft ein sehr hohes Diskussionspotential gibt.
Ein Highlight des Workshops stellte ein zweistündiges Webinar dar, welches von Teilnehmenden aus Argentinien organisiert wurde. Die Vortragenden zeigten exemplarisch für den Plastiksektor in Argentinien die Bedeutung der Qualitätsinfrastruktur für die Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft auf. Erfahrungen und Einschätzungen aus dem Privatsektor und von Unternehmerverbänden ergänzten die Vorträge zur Struktur und Arbeitsweise der argentinischen QI. Insgesamt nahmen am Webinar rund 220 Personen teil und beteiligten sich rege mit Rückfragen und Kommentaren im Chat.
Zum Ende des Workshops erhielten die Teilnehmenden erneut die Möglichkeit, in Kleingruppen über Anpassungen ihrer Projektskizzen mit den neu gewonnenen Eindrücken zu diskutieren. Die Aufgabe besteht nun darin, in den nächsten Wochen die Planungsphase der nationalen Projekte abzuschließen und mit der Umsetzung zu beginnen. Beim nächsten geplanten CABUREK Workshop im Herbst 2022 sollen dann schon erste Erfahrungen mit der Umsetzung von Aktivitäten berichtet werden. Wir erhoffen uns, dass der dritte CABUREK-Workshop dann auch wieder in Präsenz stattfinden kann.
Wir freuen uns, dass nicht nur wir, sondern auch die Teilnehmenden positiv auf die fünf Workshoptage zurückblicken. In der abschließenden Evaluierung hoben sie vor allem den gegenseitigen Austausch mit anderen Ländern als bereichernd hervor sowie auch die Gewinnung neuer Erkenntnisse und die Möglichkeit, Erfahrungen aus der eigenen Arbeit zu teilen. Der Workshop war nicht zuletzt durch das hohe Engagement und ausgeprägte Interesse aller Teilnehmenden äußerst gewinnbringend.
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