Der Ausbau von Produktionskapazitäten für Impfstoffe ist ein wichtiges Instrument für die globale Pandemieprävention und ‑bekämpfung. Neue Lösungsansätze für die lokale Impfstoffproduktion bietet BioNTech durch modulare Container, die sogenannten „BioNTainer“. Mithilfe dieser Entwicklung – einer begrifflichen Mischung aus Container und dem Unternehmensnamen BioNTech – sollen zukünftig COVID-19 Impfstoffe auf dem afrikanischen Kontinent hergestellt werden. Zu diesem Thema fand am 16. Februar 2022 ein Spitzentreffen in Marburg statt. An der hochrangig besetzten Veranstaltung zum offiziellen Launch der Kooperation von BioNTech mit verschiedenen afrikanischen Ländern in der Impfstoffherstellung waren unter anderem die Präsidenten aus Senegal, Ghana und Ruanda sowie Bundesministerin Svenja Schulze, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC), die African Union Development Agency-NEPAD (AUDA-NEPAD) sowie die European Investment Bank beteiligt. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzler Olaf Scholz nahmen virtuell an der Veranstaltung teil. Die PTB war mit der Expertin Dr. Christina Förg-Wimmer auf der Veranstaltung vertreten, die sie im Rahmen ihrer Begleitung einer Delegationsreise der ghanaischen Impfstoffkommission besuchte.
Ab 2023 soll die Impfstoffproduktion in einigen afrikanischen Ländern starten. Ziel der Afrikanischen Union bis zum Jahr 2040 ist es, 60 Prozent der benötigten Impfstoffe für Afrika auf dem Kontinent zu produzieren. Geplant ist, dass bereits Mitte 2022 erste modulare Herstellungsstätten verschickt werden. Als erste Einsatzgebiete plant BioNTech die Container nach Ruanda und Senegal zu bringen, mit Südafrika sind sie im Gespräch. Dies soll in enger Abstimmung mit der Afrikanischen Union und den dortigen Behörden erfolgen.
Während der Veranstaltung in Marburg erläuterten die BioNTech-Gründer Prof. Ugur Sahin und Prof. Özlem Türeci anhand eines Modells den genauen Produktionsprozess und den Aufbau der BioNTainer. Von größter Wichtigkeit sei dabei stets die Qualität im Herstellungsprozess. Im modularen System könnten alle Arbeitsschritte zentralisiert durchgeführt werden und bieten daher den Vorteil einer hohen Geschwindigkeit in der Umsetzung. Verantwortlich für den Aufbau ist das Unternehmen selbst, wobei die lokalen Behörden und Regierungen die Infrastruktur bereitstellen. Weiterhin soll Ghana den Prozess mit Kapazitäten im Bereich Abfüllung und Verpackung (fill & finish) unterstützen. Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit steht in der Planung im Fokus. Die neuen Möglichkeiten geben der Herstellung von Impfstoffen Flexibilität und können perspektivisch neben COVID-19 auch auf andere Krankheiten und Prozesse übertragen werden.
Finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die PTB im Rahmen des Projekts Ausbau der Qualitätsinfrastruktur in Afrika unter anderem den Ausbau der Qualitätsinfrastruktur im pharmazeutischen Sektor sowie qualitätssichernde Dienstleistungen für die lokale Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen. Das Projekt konzentriert sich auf die Stärkung des regulatorischen Rahmens und der Qualitätssicherung von pharmazeutischen Produkten und Impfstoffen. Der Fokus liegt dabei auf den Ländern Ghana, Ruanda, Senegal und Südafrika.
Derzeit stärkt die PTB unter anderem die Kapazitäten der Partnerländer im Bereich der Guten Herstellungspraxis (GMP), insbesondere für die qualitätsgesicherte Sterilproduktion, die im Rahmen der Impfstoffherstellung einzuhalten ist. Dabei werden Qualitätsmanagement-Systeme für die Prüflaboratorien und die Regulierungskapazitäten der lokalen Behörden gestärkt. In diesem Zusammenhang kooperiert die PTB mit dem Paul-Ehrlich Institut, der zuständigen Regulierungsbehörde für Impfstoffe in Deutschland.
Fotos © Christina Förg-Wimmer