In der Candela berichtet die Gruppe der Internationalen Zusammenarbeit über Ereignisse, Neuigkeiten und Fortschritte ihrer Arbeit. In allen Vorhaben spielen die Projektteams eine zentrale Rolle. Dieses Interview bildet den Auftakt einer Interviewserie. Darin möchten wir die Personen hinter den Vorhaben besser kennenlernen: Hintergründe, Motivationen, Herausforderungen und vielleicht sogar ein Blick in die Zukunft.
Mit einem freundlichen Lächeln begrüßt mich Anna Schätzlein aus ihrer virtuellen Kachel. Statt Pinnwänden, Projektordnern oder einer Weltkarte an der Wand sieht man im Hintergrund ein Hotelzimmer. Anna ist während unseres Gesprächs nicht in ihrem Büro in Braunschweig, sondern auf Dienstreise in Tunesien – ein Highlight ihrer bisherigen Tätigkeit in der Gruppe der Internationalen Zusammenarbeit der PTB, wie ich später erfahre. Aber nun von vorne: Seit August 2020 arbeitet Anna als Projektkoordinatorin im Referat 9.34 Nordafrika und Naher Osten. Dort koordiniert sie das Projekt Kompetenzentwicklung zur Qualitätssicherung für den Export in Tunesien.
Der Fokus des Vorhabens auf den Bereich Export stellt für Anna eine neue inhaltliche Ausprägung in ihrer Arbeit und auch ein spannendes Themenfeld mit viel eigenem Gestaltungspielraum dar. Nach ihrem Abitur im Jahr 2005 und auch während ihres Freiwilligen Ökologischen Jahres seien Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimaschutz immer stärker in den Fokus der eigenen Wahrnehmung und somit auch das denkbare Berufsfeld gerückt. Auch aus diesem Grund hat sie sich für das Bachelor-Studium Umweltwissenschaften entschieden und aufbauend ein Masterstudium im Bereich Umweltplanung absolviert. „Seither spielt für mich die Nachhaltigkeitsperspektive in meiner eigenen Arbeit eine große Rolle“, sagt Anna zu ihrem beruflichen Werdegang. Dieser war stets gekennzeichnet durch zahlreiche Stationen im Ausland. Besonders in Erinnerung geblieben, ist ihr ihre Zeit in Burundi im Jahr 2014/2015. Dort hatte sie erstmals die Möglichkeit, Wissen aus ihrem Studium einzusetzen, eigenverantwortlich zu arbeiten und beim Durchführen von Trainings vor Ort erste Erfahrungen beim Beraten zu sammeln. „Meine Zeit in Burundi war für mich schon eine Art Schlüsselmoment. In den durchgeführten Trainings konnte ich immer einen direkten Effekt und den Lernfortschritt sehen – man bekam ein direktes Feedback. Davon profitiere ich noch heute, auch mit Blick auf den zwischenmenschlichen Umgang im Projekt. Mir ist das Lernen und Arbeiten auf Augenhöhe immer sehr wichtig“, schildert Anna. Diese Haltung sei auch für den Aufbau von Qualitätsinfrastruktur von großer Relevanz. Der Tätigkeit in Burundi folgten weitere Stationen im Ausland. Schon während ihres Studiums absolvierte sie unter anderem Praktika bei der DeutschenGesellschaft für Internationale Zusammenarbeit(GIZ) in Ägypten, wo sie später für drei Jahre als Beraterin im Bereich der Partizipativen Stadtentwicklung tätig war.
Nach der Geburt ihres Sohnes zog es sie wieder nach Deutschland, wo heute ihr Lebensmittelpunkt liegt. „Ich wollte mehr an meinen Aufgaben wachsen und mich neuen Herausforderungen stellen“, beschreibt Anna ihre Entscheidung für die Tätigkeit bei der PTB. Interessant sei dabei besonders das breite Aufgabenspektrum und der eigene Gestaltungsspielraum im Tunesien-Vorhaben gewesen. Natürlich war ihre neue Rolle als Projektkoordinatorin auch ein Sprung ins kalte Wasser: der neue Grad der Verantwortung, neue intensive Kontakte zu Partnerinstitutionen und eine neue inhaltliche Ausprägung auf den Bereich Export. Das Vorhaben baut auf einem Vorgängerprojekt auf, sodass sie bereits etablierte Strukturen nutzen konnte. „Essenziell war für mich, dass ich schrittweise eingearbeitet wurde, um das Projekt kennenzulernen. Ich schätze die Zusammenarbeit bei uns im Referat sehr. Ich konnte mich zu jeder Zeit bei meinen Kolleginnen und Kollegen rückversichern. Unsere Zusammenarbeit ist durch eine warme und herzliche Art bestimmt. Es gibt keine krassen Hierarchien – wir kommunizieren direkt und auf schnellen Wegen“, sagt Anna. Aber wie kann man sich ihren Arbeitsalltag konkret vorstellen? Sie koordiniert die Aktivitäten in ihrem achtköpfigen Projektteam, kommuniziert mit Partnern und arbeitet mit Expertinnen und Experten vor Ort. Die Projektkoordination beschreibt sie als eine Art Balanceakt zwischen dem flexiblen Handeln durch aktuelle Bedürfnisse und dem Umsetzen dessen, was man sich zu Beginn des Projekts vorgenommen hat. Dort kommt auch wieder das Arbeiten auf Augenhöhe ins Spiel, wobei sie immer um eine gute zwischenmenschliche Beziehung und Stimmung im Team bestrebt sei. Durch die Fülle der täglichen Aufgaben beschreibt sie ihre Tätigkeit ganz passend mit dem Jonglieren von Bällen: „Und am Ende des Tages halte ich einfach alle Bälle in der Luft“, lacht Anna.
Und warum hat sich Anna für eine Tätigkeit in der Internationalen Zusammenarbeit entschieden? Dort ist vermutlich die familiäre Prägung nicht von der Hand zu weisen, denn auch ihr Vater war immer viel in der Entwicklungszusammenarbeit im Ausland tätig. Ursprünglich wollte sie auch gar nicht in diese Fußstapfen treten. Die Idee, im alltäglichen Arbeiten über den eigenen Tellerrand zu schauen und etwas gesellschaftlich Sinnhaftes zu tun, macht für sie den Reiz aus. Mit Blick in die Zukunft sieht Anna die große Herausforderung, ein Verständnis für die Notwendigkeit einer funktionierenden Qualitätsinfrastruktur und ihre Wichtigkeit herzustellen. In diesem Bereich ergeben sich immer neue Schwerpunkte und sie freut sich darauf, auch zukünftig an zentralen Zukunftsthemen der internationalen Entwicklungsarbeit mitzuarbeiten.
Drei Fragen an… Anna Schätzlein
- Wie würdest du die PTB in drei Worten beschreiben?
präzise, groß, herzlich
- Bitte vervollständige: Mein Arbeitstag startet normalerweise mit..
…dem Sichten meines Kalenders, um die Meetings (aktuell fast nur Videokonferenzen) des Tages im Blick zu haben.
- Welches Ereignis ist dir in deiner bisherigen Tätigkeit in der PTB besonders in Erinnerung geblieben und warum?
Das ist wohl meine aktuelle Dienstreise nach Tunesien. Es ist wirklich toll, nach eineinhalb Jahren des virtuellen Kontakts endlich wieder reisen zu können und die Partnerinnen und Partner vor Ort kennenzulernen.
Fotos © PTB